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Von Dresden geht die Botschaft des Friedens aus

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wird mit dem Friedenspreis Dresden ausgezeichnet.

Die Initiative „Friedenspreis Dresden – International Peace Prize“ ehrt den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit dem Friedenspreis Dresden 2025. Im Rahmen der Verleihungsgala in der Semperoper Dresden, am 16. Februar 2025, ab 11 Uhr, nimmt Marko Bošnjak, Präsident des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte den Preis entgegen.

Hintergrund:

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) gehört zum Europarat und wurde 1959 in Straßburg errichtet. Er entscheidet über Beschwerden, in denen eine Verletzung der in der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) niedergelegten Rechte gerügt wird.

Die Institution ist ein Markenzeichen Europas. In seiner über sechs Jahrzehnte währenden Geschichte hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte auf vielfältige Weise zur Entwicklung gemeinsamer europäischer Standards in schwierigen Bereichen beigetragen und einen Geist des „Europäischen“ geprägt.

In einer Zeit, in der der Zeitgeist zunehmend von einer Hinwendung zur Realpolitik einerseits und populistischen und vereinfachenden Herangehensweisen an die komplexen Probleme des modernen Lebens andererseits geprägt ist, muss die Stimme des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte mehr denn je gehört werden. Die Initiative Friedenspreis Dresden – International Peace Prize hat daher beschlossen, den Friedenspreis Dresden 2025 dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu verleihen. Der Dresdner Friedenspreis wurde 2010 ins Leben gerufen, um Personen oder Institutionen zu ehren, die einen besonderen Beitrag zum Frieden und zur Völkerverständigung geleistet haben.

Die Stifter des Dresdner Friedenspreises wollen mit der Auszeichnung ein starkes Zeichen setzen. Die Botschaft des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, der die Rechte des Einzelnen an erste Stelle setzt und davon überzeugt ist, dass visionäre Friedensprojekte im Alltag beginnen sollten, ist heute besonders aktuell. Die Preisverleiher schätzen es, dass die Türen des Gerichtshofes für alle offen stehen – sei es eine junge Frau aus der Türkei, die unter häuslicher Gewalt gelitten hat, ein Häftling in einem französischen Gefängnis, der in einer überfüllten Zelle festgehalten wird, eine Mutter in Schweden, die ihr Kind aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht sehen kann, ein ungarischer Richter, der „entlassen“ wurde, weil er die Regierungspolitik kritisierte, ein estnischer Bankmanager, der des Betrugs beschuldigt wird und kein faires Verfahren erhält, oder ein aserbaidschanischer Blogger, der gegen die öffentliche Vorverurteilung Einspruch erhebt.

Eine weitere Leistung der Rechtsprechung des Gerichtshofs, die die Initiative Friedenspreis überzeugt, ist, dass sie besonders schutzbedürftigen Menschen zugutekommt, aber auch die Belange aller anderen anspricht, die in ihrem Leben mit unüberwindbaren Schwierigkeiten konfrontiert sind. Nach Ansicht der Initiative kann eine Institution wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in einer Zeit, in der in Europa Krieg wütet und viele Menschen den Glauben an Recht und Gerechtigkeit verloren haben, neuen Mut und neue Hoffnung geben.

Der Preis

Der Friedenspreis Dresden geht auf private Initiativen zurück, unterstützt wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis von der Klaus Tschira Stiftung. Initiiert hat ihn 2010 der deutsch-amerikanische Wissenschaftler Günter Blobel. Der Medizin-Nobelpreisträger war im Februar 1945 als Kind durch das unzerstörte Dresden gekommen, seine aus Schlesien stammende Familie war auf der Flucht vor der Roten Armee. Wenige Tage später erlebte Blobel den Feuersturm ein paar Kilometer von Dresden entfernt. Mit der Idee eines internationalen Friedenspreises wollte Blobel auch seiner im Krieg getöteten Schwester ein Andenken setzen. Aber vor allem wollte er und will die Initiative Friedenspreis Dresden diejenigen würdigen, die sich um den Frieden verdient gemacht haben. Günter Blobel, der 2018 verstarb, bat den Stifter und Mitgründer des Software-Unternehmens SAP, Klaus Tschira (1940 – 2015), um Unterstützung des Preises.

Seit 2010 trägt die Stiftung aus Heidelberg neben anderen zur Förderung des Preises bei. Die Klaus Tschira Stiftung, die Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik fördert, setzt mit dem Friedenspreis Dresden ein starkes Zeichen: Wissenschaft kann nur in einer friedlichen Welt ihr volles Potenzial entfalten und zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen. Frieden ist nicht nur eine Voraussetzung für wissenschaftlichen Fortschritt, sondern Wissenschaft selbst kann – als Brücke zwischen Kulturen und Nationen – ein Motor für den Frieden sein.

Preis-Skulptur

Die Preis-Skulptur schuf die Dresdner Künstlerin Konstanze Feindt-Eißner. Die Bronze ist eine leicht abstrahierte, freie Nachempfindung der Figur »Ernst« des Mozartbrunnens im Blüherpark Dresden, geschaffen 1907 von dem Berliner Bildhauer Hermann Hosaeus. Am 13. Februar 1945 wurde die Originalfigur stark beschädigt und steht jetzt im Lapidarium Dresden. Genau diese Kriegsschäden sollten auch an der Preisfigur zu sehen sein. Für den 2024 neu vergebenen Preis wurde die zugrunde liegende Figur in Gips und auch in Wachs von der Künstlerin überarbeitet. Die Figur zeigt Verletzungen vom Angriffskrieg wie die versehrte Hand, um die Symbolkraft zu verdeutlichen. Feindt-Eißner: „So stellt die Figur aus meiner Sicht eine Symbiose aus Verletzlichkeit, Friedenssehnsucht und Symbol für Wehr- und Wahrhaftigkeit dar.“

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