Die Klaus Tschira Stiftung ist stolz auf ihre Alumni. Das sind Ehemalige der Leadership Academy, des MIP.labors, des Heidelberg Laureate Forums, der Deutschen Journalistenschule, des Klaus Tschira Boost Fund sowie Ausgezeichnete beim KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation und anderweitig Geförderte. Sie fallen durch hervorragende Leistung in Forschung, Wissenschaftskommunikation oder Bildung auf und haben überdies einen Hintergrund in Mathematik, Informatik oder Naturwissenschaften. Darüber hinaus teilen sie die Leidenschaft, einen Beitrag leisten zu wollen für die Zukunft unserer Wissenswelt. „Mit der Plattform „AlumNode“ haben wir ein Netzwerk aufgebaut, in dem sich Absolventinnen und Absolventen unserer Förderprogramme vernetzen sowie Projektideen entwickeln und umsetzen können“, so Mara Hölz, Referentin des Alumni-Netzwerks der Klaus Tschira Stiftung. Die Sommerserie „Sechs Fragen an…“ stellt sechs von ihnen vor.
Wie würdest du deine Arbeit deinen Großeltern erklären?
Um herauszufinden, warum ein Auto nicht mehr fährt, inspiziert man in der Regel den Motorraum, überprüft und repariert die Komponenten oder tauscht sie bei Bedarf aus. Ähnlich verfahren Mediziner und Biologen, um die Ursachen von Erkrankungen wie Krebs und Alzheimer beim Menschen zu erforschen. Da die menschliche Zelle – als Äquivalent zum Motorraum – jedoch zu klein ist, um direkt mit bloßem Auge untersucht zu werden, setzen Expertinnen und Experten spezielle Instrumente ein, um sie sichtbar zu machen.
In meiner Forschung entwickle ich Instrumente, die Licht auf besondere Weise nutzen, um Strukturen wie Zellen besser beobachten, verstehen und gegebenenfalls verändern zu können.
Was verbindet dich mit der Klaus Tschira Stiftung?
Durch den Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft (heute: KlarText-Preis) wurde mir die Stiftung schon während meines Studiums bekannt. Im vergangenen Jahr nahm ich erstmals an einem Projekt teil, das von der Klaus Tschira Stiftung gefördert wird, die GSO Leadership Academy. Dieses Projekt hat mich in meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung maßgeblich unterstützt, insbesondere auf dem Weg von meiner Postdoc-Position in den USA zu meiner aktuellen Stelle in der Konzernforschung bei Zeiss. Seitdem bin ich Mitglied des Alumni-Netzwerks der Klaus Tschira Stiftung, genannt AlumNode, wodurch sich kürzlich sogar die Möglichkeit ergab, gemeinsam mit einem anderen Alumni, Max Gmelch, eine Science Outreach Veranstaltung für Schülerinnen und Schüler in Erlangen zu organisieren.
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich nach dem Schulabschluss geben?
Ich würde meinem jüngeren Ich empfehlen, sich früh Zeit zu nehmen, um sich selbst sowie die eigenen Interessen, Werte und Ziele kennenzulernen. Dies kann durch bewusste Selbstreflexion, das Ausprobieren verschiedener Aktivitäten und Hobbies sowie das Einholen von Feedback von vertrauten Personen geschehen. Es ist jedoch wichtig, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen, da sich unsere Interessen, Werte und Ziele im Laufe der Zeit auch verändern können. Sobald man eine klarere Vorstellung von sich selbst und den eigenen Interessen, Werten und Zielen hat, wird es einfacher, die eigene Karriereplanung ohne FOMO („fear of missing out“) anzugehen.
Was trägt dich durch schwierige Phasen?
Die Redewendung „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ finde ich sehr passend. Es ist äußerst hilfreich, sich Freunden oder Mentorinnen anzuvertrauen, um eine klare Perspektive auf eine Situation zu bekommen. Dies gilt insbesondere für Prüfungsphasen, in denen Gespräche mit Kommilitoninnen und Kommilitonen dazu beitragen können, Selbstzweifel und Stress zu reduzieren. Darüber hinaus ist es in schwierigen Phasen ebenfalls entscheidend, neben der emotionalen und sozialen Gesundheit auf die körperliche Gesundheit zu achten, indem man regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf priorisiert. In der Vergangenheit habe ich in schwierigen Phasen oft meine körperliche Gesundheit vernachlässigt, insbesondere meinen Schlaf. Jetzt habe ich regelmäßige Spaziergänge in der Natur und den Besuch des Fitnessstudios fest eingeplant, um insbesondere in schwierigen Phasen Energie zu tanken und sie besser angehen zu können.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2024 das Wissenschaftsjahr Freiheit ausgerufen. Was bedeutet Freiheit für dich in deinem Wirken?
Für mich bedeutet Freiheit in meinem Wirken im Idealfall, dass ich die Möglichkeit habe, unabhängig und ohne Einschränkungen an Forschungsthemen zu arbeiten. Diese Freiheit würde es mir ermöglichen, meine Interessen vollständig zu verfolgen, mich aktiv in die Forschung einzubringen und auch risikoreiche Themen zu erforschen, ohne die Sorge vor negativen Konsequenzen. Leider stehen dieser Freiheit in der Realität unter anderem strukturelle Hürden, wie begrenzte und einseitige Forschungsförderung und suboptimale Rahmenbedingungen, entgegen. Diese Hindernisse werden jedoch aktiv von Organisationen wie der Klaus Tschira Stiftung angegangen.
Und sonst so?
Es ist eine große Bereicherung für mich, Teil des AlumNode Netzwerks zu sein und die Möglichkeit zu haben, an Sommer-Treffen und Workshops teilzunehmen. Durch dieses Netzwerk habe ich wunderbare Menschen kennengelernt, die meine Leidenschaft für Forschung und den Wissenschaftsbetrieb teilen. Mit einigen von ihnen habe ich bereits Pläne für zukünftige gemeinsame Projekte geschmiedet.
Kurzbiografie
Ulrike Böhm ist eine begeisterte Physikerin mit einer Leidenschaft für Optik und Photonik. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung von über zehn Jahren im Design und Aufbau optischer Systeme sowie in der Analyse von Systemdaten verfügt sie zudem über fundiertes Fachwissen in diesen Bereichen. Nach Forschungsaufenthalten am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried/München, dem Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und den National Institutes of Health sowie HHMI Janelia Research Campus in Washington, DC, wo sie optische Systeme für die Elektronenmikroskopie und Lichtmikroskopie entwickelt hat, ist sie nun Teil der Konzernforschung bei ZEISS in Oberkochen. Bei ZEISS widmet sie sich mit großer Begeisterung den neuesten optischen Trends in den Bereichen optische Messtechnik, Mikroskopie, Lithografie, Quantentechnologie und Digitalisierung. Ulrike engagiert sich zudem leidenschaftlich für Open Science/Education sowie für die Förderung von Frauen und Vielfalt in der Wissenschaft, ist aktiv in wissenschaftlichen Organisationen, beteiligt sich gerne an Science Outreach Aktivitäten und liebt es, zu unterrichten und als Mentorin tätig zu sein.
Kontakt
Dr. Ulrike Böhm
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