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Hackdays in Eigenregie: vom Anfangen und Loslassen

Ein Beispiel zeigt, dass das von der Klaus Tschira Stiftung geförderte Konzept von Make Your School auch selbstständig funktioniert.

Heidelberg/Berlin, 12. September 2024. Lassen sich Hackdays nach dem Konzept von Make Your School auch eigenständig umsetzen? Matthias Keldermann ist Lehrer an der Wilhelm-August-Lay Schule in Bötzingen und hat es getestet. Nach vier Jahren Erfahrung mit Make Your School, das von der Klaus Tschira Stiftung von Anfang an gefördert wird, hat er zum ersten Mal in Eigenregie Hackdays realisiert – und manches anders gemacht. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen.

Das waren eure fünften Hackdays, aber die ersten, die ihr als Schule in Eigenregie umgesetzt habt. Wie hast du sie erlebt?

Das Gefühl war für mich wie bei vorherigen Hackdays: Diese besondere Atmosphäre, die man sonst nicht hat in der Schule. Immer, wenn eine außenstehende Person im Raum vorbeischaut – behaupte ich jetzt mal – muss das ein Wow-Erlebnis sein: Alle machen etwas und es sieht total chaotisch aus, aber trotzdem organisiert.

Wie haben sich deine Rolle und deine Aufgaben verändert?

Während des Hackens nicht so sehr. Die Organisationsrolle war aber neu für mich und ich war im Vorfeld echt aufgeregt. In den letzten Jahren hatten die Make-Your-School-Mentorinnen und -Mentoren immer den Stress mit der Auftaktpräsentation und dem Einrichten der Räume. Jetzt musste ich im Vorfeld viel mehr übernehmen. Mir hat es Freude gemacht. Trotzdem finde ich es schöner, wenn das Leute machen, die die Schülerinnen und Schüler noch nicht kennen. Ich bin ja auch ihr Lehrer.

In deiner neuen Organisationsrolle, wie wichtig war die Vorerfahrung aus vier Jahren Hackdays mit Make Your School für dich?

Sehr wichtig. Man lernt stets dazu und so entwickeln sich die Hackdays jedes Jahr ein Stück weiter. Wenn man anfängt, hilft die Unterstützung vom Make-Your-School-Team sehr, aber es ist auch machbar, wenn man irgendwann losgelassen wird.

In meiner Auftaktpräsentation habe ich zum Beispiel Hacks gezeigt, die wir an unserer Schule schon hatten oder von unseren Teams beim Maker Festival in Berlin. Das heißt, es waren Bilder von Menschen dabei, die die Teilnehmenden kannten. Außerdem habe ich Ideenfindungsplakate mit dem Grundriss unserer Schule erstellt.

Wen habt ihr als Mentorinnen und Mentoren eingesetzt?

Die Hackdays machen wir immer in der achten Klasse. Ich habe dann in den 9. und 10. Klasse in meinem Informatikunterricht gefragt und elf Schülerinnen und Schüler dafür gewonnen. Ich finde, dass man in dieser Rolle nicht alles perfekt hinkriegen muss. Wichtiger ist, zu wissen, wie man sich Hilfe holt. Die Mentorinnen und Mentoren haben während der Hackdays richtig Fortschritte gemacht, wurden von den Teilnehmenden akzeptiert und um Rat gefragt. Ohne sie hätte ich das gar nicht geschafft.

Und zusätzlich waren Auszubildende dabei?

Genau. Wir wollten, dass auch Externe dazu kommen. Ich habe im Vorfeld bei einer Firma in der Region angefragt. Die Auszubildenden sind dann im Rahmen ihrer normalen Arbeitszeit an zwei Tagen zu uns gekommen. Und eine weitere lokale Firma mit Lehrwerkstatt hat auch schon Interesse. Mir geht es darum, dass neue Gesichter dabei sind, die nicht viel älter sind als die Schülerinnen und Schüler.

Ihr habt dieses Mal selbst Material im Wert von rund 1000 Euro angeschafft und hattet auch Ausgaben für Essen und Gutscheine. Wie konntet ihr das finanzieren?

Wir haben mittlerweile viele Kontakte und immer, wenn man potenzielle Förderer einlädt, sich Hackdays anzuschauen, sagen sie: „Klar, das muss man unterstützen.”

Sehr hilfreich war außerdem, dass Make Your School die Materialien der vorherigen Hackdays nie einzieht. Ich habe die Teile ausgebaut und auch selbst Sachen angeschafft. Bei den Remote-Hackdays hat man zudem gesehen: Man braucht nicht alle Sensoren und Aktoren, es geht auch mit weniger.

Du hast gesagt, dass man mit jedem Jahr Hackdays dazu lernt. Was würdest du mit deinem jetzigen Wissen nächstes Mal anders machen?

Die Schülerinnen und Schüler hatten echt coole Ideen, die dann teilweise nicht umgesetzt wurden, dafür andere doppelt. Eine Sitzheizung für Stühle hätte ich zum Beispiel gern gesehen. Bei elf Gruppen, die möglichst schnell loslegen möchten, ist es schwierig, alle im Blick zu haben. In dieser Phase möchte ich gern nochmal bremsen, innehalten und mit den Gruppen beraten, um einige vielleicht nochmal auf einen anderen Weg zu bringen.

Und wie geht es weiter mit Hackdays an eurer Schule?

Hackdays sind meine Lieblingstage an der Schule, wir machen auf jeden Fall weiter. Es entsteht ja auch immer wieder Neues, wie die Kooperation mit der lokalen Firma. Außerdem möchte ich mich aufmachen in Richtung Grundschule: sozusagen Mini-Hackdays in der vierten Klasse, vielleicht mit Schülerinnen und Schülern aus der siebten Klasse in der Mentoringrolle. Man muss das Konzept natürlich anpassen, aber die Hackdays sind ein Selbstläufer.

Mit deiner Erfahrung, welche Tipps hast du für Lehrkräfte, die auch eigeninitiativ Hackdays umsetzen möchten?

Ich würde auf jeden Fall versuchen, Make Your School in die Schule zu bekommen. Ich möchte Lehrkräfte aber auch ermuntern, selbst anzufangen. Gerade in der jetzigen Zeit sind im MINT-Bereich viele Geldgeber da, das dürfte nicht das Problem sein. Und was sehr dankbar ist: Man kann da echt etwas mit Schülerinnen und Schülern zusammen machen – und denen macht es mega Spaß.

Kontakt

Make Your School
Franziska Schultheis
Kommunikation
E-Mail: franziska.schultheis@w-i-d.de

Autorin: Linna Umme (linna.umme@w-i-d.de)

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