In Mannheim wird internationale Spitzenforschung betrieben. Das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) an den Reiss-Engelhorn-Museen hat in den letzten Jahren durch spektakuläre Untersuchungen an Mumien, Wikingerfunden und zum Klimawandel immer wieder für Aufsehen gesorgt. Jetzt geht das renommierte Institut durch die Anschaffung eines zweiten Radiokohlenstoff-Massenspektrometers einen bedeutenden Schritt in die Zukunft. Die Radiokohlenstoffanalyse wird in der Wissenschaft, aber auch in der Industrie immer wichtiger. Das CEZA ist weltweit die einzige Einrichtung, die über gleich zwei entsprechende High-Tech-Geräte verfügt. Am CEZA befindet sich das Klaus-Tschira-Labor für physikalische Altersbestimmung, das auf die Radiokohlenstoffanalyse (14C) spezialisiert ist.
Hier gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Geheimnissen der Vergangenheit auf den Grund. Sie messen mit modernster Technik das Alter von archäologischen Funden. Alle Materialien, die Kohlenstoff enthalten, können bis ca. 50.000 Jahre vor unserer Zeit datiert werden – von Mammutknochen über Holzfunde und Textilien bis hin zu Mumien. Auch Klima- und Sonnenforschung wird am CEZA betrieben.
Aber es gibt noch ein weiteres spannendes und immer wichtiger werdendes Einsatzgebiet. Mit der 14C-Methode bestimmen die Expertinnen und Experten auch die Zusammensetzung von kohlenstoffbasierten Produkten. Auf diese Weise können sie beispielsweise nachweisen, wie nachhaltig Treib-, Kunst- oder Baustoffe sind. Bestehen diese aus natürlichen beziehungsweise erneuerbaren Quellen wie Pflanzenölen oder kam bei ihrer Herstellung Erdöl zum Einsatz? „Mit den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft widmet sich das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie großen Zukunftsthemen unserer Zeit“, betont Laborleiter Dr. Ronny Friedrich.
Die zunehmende Bedeutung der 14C -Analyse im Bereich der Geo-, Bio- und Umweltwissenschaften war der entscheidende Faktor, das Klaus-Tschira-Labor für physikalische Altersbestimmung mit der Anschaffung eines weiteren Massenspektrometers zu stärken. Das Mini-Carbon-Dating-System (MICADAS) ist ein sehr kompaktes (3,4 m x 2,6 m x 2 m bei 4.500 kg) und hochentwickeltes Radiocarbon-AMS-System, das auch über lange Zeit eine hohe Messstabilität garantiert. Das CEZA misst mehr als 4.000 Proben pro Kalenderjahr und benötigt aktuell zwölf Wochen ab Probeneingang.
Bei gleichbleibender Datenqualität können jetzt schneller Ergebnisse geliefert und auch größere Probenmengen bewältigt werden. Dr. Ronny Friedrich freut sich auf die Erweiterung: „Mit dem zweiten Beschleuniger wird es uns künftig gelingen, die Anzahl der Messungen in unseren Laboren zu verdoppeln. Damit können wir der steigenden Bedeutung der 14C-Analysen sowohl im industriellen als auch im wissenschaftlichen Sektor gerecht werden.“
Nur wenige Institute weltweit bieten diese Technik an. Das CEZA ist sogar das einzige Institut, das gleich über zwei der modernsten Geräte verfügt, was seine Position als unabhängiges Institut in der internationalen Spitzenforschung unterstreicht. Die Laborerweiterung ist eine große Bereicherung für die Forschungsstandorte Mannheim und Baden-Württemberg.
Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Wissenschaftlicher Vorstand des CEZA und Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, ist von der Investition überzeugt: „Die Radiokarbonmethode ist eine der wichtigsten Methoden zur Erforschung unseres Klimas, der Atmosphäre und der Bestimmung des Alters von archäologischen Funden. Mit der Etablierung des zweiten Massenspektrometers hier am CEZA wird auch die Stellung der Reiss Engelhorn Museen als wissenschaftliche Institution gestärkt, denn bei uns gehen Forschungs- und Ausstellungsprojekte Hand in Hand. Mit dieser wichtigen Investition sind wir auf dem besten Weg, die Spitzenforschung am Standort Mannheim weiter voranzutreiben.“
www.ceza.de / www.rem-mannheim.de
Ein Film mit Laborleiter Ronny Friedrich gewährt weitere Einblicke.