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Leuchtturm für die Zukunft von Wissenschaft in der Gesellschaft

Die Klaus Tschira Stiftung fördert zum achten Mal die von der German Scholars Organization organisierte Leadership Academy.

Was wirkt bei einem Projekt und wie wirkt es nachhaltig? Das möchte die Klaus Tschira Stiftung bei all ihren Förderungen wissen. So auch bei der Leadership Academy, einem Trainingsprogramm, das zum Ziel hat Forschende in ihren Führungskompetenzen zu stärken. Mit herausragendem Erfolg: Mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden hatten nach den Workshops das Gefühl, ihre Karriereentwicklung selbstbestimmt beeinflussen zu können. Wie das der German Scholars Organization (GSO) gelungen ist, was die Fellows auszeichnet und die Leadership Academy einzigartig macht und wie es weitergeht, erläutert Anne Schreiter, die Geschäftsführerin der GSO, im Interview.

Was ist die Leadership Academy?

Anne Schreiter: Die Leadership Academy ist ein Trainingsprogramm, das zum Ziel hat Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei zu unterstützen, die eigenen Führungskompetenzen zu stärken und sich gleichzeitig ein Netzwerk in Deutschland aufzubauen. Es ist ein Programm für Forschende mit guten Deutschkenntnissen, die im Ausland leben oder erst kürzlich (wieder) nach Deutschland gekommen sind. Jedes Jahr werden 25 Fellows für ein Vollstipendium ausgewählt. Das Curriculum umfasst zwei fünftägige Präsenzphasen und außerdem digitale Treffen dazwischen. Die Inhalte reichen von klassischen Führungstools, Selbstreflexion, Haltungsthemen bis hin zum Üben an konkreten Fallstudien zu Konflikten oder Diversität. Ganz wichtig ist aber auch das Netzwerken untereinander.

Wie ist dieses Projekt entstanden?

Anne Schreiter: Wir als GSO hatten das Konzept entwickelt und vorangetrieben mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die selbst wiederum Führungsakademien eingerichtet hatten. Die Klaus Tschira Stiftung erkannte das Potenzial, war von Anfang an mit im Boot und unterstützte das Projekt.

Was war genau das Ziel?

Anne Schreiter: Das Hauptziel waren Führungskompetenzen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Da ging es nicht nur ums Leiten einer Gruppe, sondern auch um laterales Führen, Führen nach oben und auch von sich selbst. Aber auch die Vorbereitung auf künftige Führungsrollen in der Wirtschaft, in NGOs oder sonstigen wichtigen Positionen waren und sind Themen. Ziel war überdies, internationalen Talenten eine Anbindung in Deutschland zu bieten. Wir bringen dabei Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen zusammen: von Astrophysik bis Geschichte, von Mathematik bis Philosophie. Wir hatten schon Islamische Theologie, Umweltwissenschaften und vieles mehr dabei.

Das klingt nach einer einzigartigen Geschichte, oder?

Anne Schreiter: Tatsächlich gibt es so etwas nirgendwo in Deutschland. Schon 2017 wurde die Leadership Academy ausgezeichnet als Beispiel guter Praxis im Bereich „Innovation international denken“ vom Fachforum Internationalisierung des Hightechforums. Verantwortliche akademische Führungskräfte sind seitdem Topthema geworden. Da waren wir Trendsetter.

Gibt es etwas, was die Fellows gemeinsam haben oder was sie auszeichnet?

Anne Schreiter: Auf den ersten Blick sind sie total unterschiedlich. Manche bleiben in der Wissenschaft, andere gehen in Start-ups, Unternehmen oder in die Selbstständigkeit. Die Herkunft und sogar das Alter sind auch sehr vielfältig. Von 25 bis 55 Jahre war alles dabei. Aber all diese Menschen sind fachlich hochqualifiziert und hochreflektiert, sie suchen auch nach neuen Formen von Gerechtigkeit, Fairness und Sinn. Das macht Hoffnung für eine neue Wissenschafts- und Innovationskultur in Deutschland.

Jetzt zur Evaluation. Wurde das gleich mitgedacht oder kam das später erst dazu?

Anne Schreiter: Die war von Anfang an als externe Evaluation angelegt, was sich vor allem in Befragungen der ersten beiden Jahrgänge niederschlug. Man konnte erfahren, welche Teile des Curriculums besonders gut ankamen oder welche kritisch gesehen wurden. Nach der siebten Academy haben wir dann eine Wirkungsmessung gestartet. Wir haben alle 175 Teilnehmenden angeschrieben, wovon sich 121 beteiligt haben. Diese Fragebögen haben wir sehr aufwändig ausgewertet. Dabei haben wir auch gefragt, inwieweit bestimmte Inhalte der Academy in der Praxis umgesetzt wurden. Aus der Wirkungsmessung wissen wir, dass 84 Prozent aller Fellows nach wie vor in Kontakt sind mit den Anderen. Der nächste Schritt in den anstehenden drei, weiter geförderten Jahrgängen wird sein, Vorabbefragungen mit hineinzunehmen und mit nachfolgenden Befragungen abzugleichen.

Flossen die Ergebnisse der Evaluation dann auch ein?

Anne Schreiter: Feedback haben wir neben den externen Evaluationen immer nach jeder Veranstaltung abgefragt und darauf reagiert. So hatten wir in den ersten Akademien das Programm sehr vollgepackt. Daher wünschten sich die Teilnehmenden, dass sie einfach gerne mal Zeit haben wollten, stärker miteinander ins Gespräch zu kommen. Freie Zeiten für informellen Austausch, das haben wir dann stärker eingebaut. Überdies ist uns aufgefallen, dass sich die Fellows verändert haben.

Inwiefern?

Anne Schreiter: Die jetzigen Fellows sind kritischer dem Wissenschaftssystem gegenüber und denken einen Ticken selbstbewusster. Sie ziehen außerakademische Karrierewege stärker in Betracht. Außerdem sind Themen wie Diversität und digitale Führung präsenter.

Warum ist es eine gute Idee, dass eine Stiftung wie die Klaus Tschira Stiftung, die ja durchaus ein markantes Profil hat, so etwas fördert?

Anne Schreiter: Die Unterstützung der Leadership Academy bedeutet eine ganz besondere Wertschätzung dieser Zielgruppe gegenüber. Und die Fellows von heute sind die Führungspersönlichkeiten von morgen. Das Programm ist damit ein Leuchtturm für die Zukunft von Wissenschaft in der Gesellschaft.

Wie geht es weiter?

Anne Schreiter: Die Leadership Academy wird auf alle Fälle noch mindestens drei Jahre fortgeführt. Aktuell suchen wir die Fellows für die achte LSA. Noch bis zum 23. April 2024 können sich Forschende bewerben. Und dann freuen wir uns im Herbst mit der zweiten Präsenzphase das erste Mal in Heidelberg bei der KTS zu Gast zu sein.

Zum Hintergrund:

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de

Die German Scholars Organization e.V. (GSO) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der 2003 von Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern gegründet wurde. Die Organisation setzt sich für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, die eine Karriere in Deutschland verfolgen wollen – ob in der Forschung oder in anderen Sektoren. Zusätzlich berät die GSO zu Karriereoptionen und bietet Zugang zu einem breiten Netzwerk an Peers und Expertinnen und Experten. Gemeinsam mit starken Partnern führt die GSO innovative Programme für einen zukunftsfähigen Standort Deutschland durch – neben der Leadership Academy sind darunter der Klaus Tschira Boost Fund für Postdocs und das Dr. Wilhelmy-GSO-Reisekostenprogramm.

Mehr : https://gsonet.org/foerderprogramme/leadership-academy/

Kontakt:

Mara Hölz
Referentin Alumni
Klaus Tschira Stiftung
Tel.: +49 (6221) 533-151
E-Mail: mara.hoelz@klaus-tschira-stiftung.de
Web: www.klaus-tschira-stiftung.de

Dr. Anne Schreiter
Geschäftsführerin
German Scholars Organization e.V.
Tel.: +49 (0) 30 2062 8767
E-Mail: schreiter@gsonet.org
Web: www.gsonet.org