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Plädoyer für einen kritischen Journalismus

Martin Enserink übernimmt Nature Marsilius Gastprofessur für Wissenschaftskommunikation an der Universität Heidelberg

Mit ihren Beiträgen über wissenschaftliche Entdeckungen können Journalistinnen und Journalisten ihr Publikum inspirieren. Doch sie tragen auch die Verantwortung, über die „Schattenseiten“ im Wissenschaftsbetrieb zu berichten, seien es nachlässige Forschungspraktiken, Plagiate oder Betrug. Sein Plädoyer für einen kritischen Journalismus macht Martin Enserink zum Thema der Nature Marsilius Gastprofessur für Wissenschaftskommunikation, die der niederländische Wissenschaftsjournalist und stellvertretende Leiter der „Science“-Nachrichtenredaktion im Wintersemester 2023/2024 an der Ruperto Carola gestaltet. Mit dem Angebot der Gastprofessur – einer gemeinsamen Initiative von Holtzbrinck Berlin, der Klaus Tschira Stiftung und der Universität Heidelberg – sollen insbesondere junge Forscherinnen und Forscher darin geschult werden, ihre wissenschaftliche Arbeit der Öffentlichkeit zu vermitteln und zu einem gesellschaftlichen Dialog über die Bedeutung und die Verantwortung von Wissenschaft beizutragen. Martin Enserink wird auch in einem öffentlichen Vortrag über die Notwendigkeit einer unabhängigen, kritischen Berichterstattung über Wissenschaft sprechen.

Martin Enserink. © Peter Vermij

Einige Fälle von Fehlverhalten in der Forschung kommen nur ans Licht, wenn sich jemand traut, die Sache an die Öffentlichkeit zu bringen. Doch was bedeutet dies für diejenigen, die einen Verdacht öffentlich äußern, und wie reagieren die Institutionen, bei denen möglicherweise ausgedachte Studien oder gefälschte Experimente den internen Kontrollinstanzen gemeldet werden? Wäre es richtig, sich an die Presse zu wenden? Und wie gehen Journalisten mit diesen heiklen Fällen um? Im Rahmen eines Workshops diskutiert Martin Enserink mit der schwedischen Wissenschaftlerin und Whistleblowerin Dr. Josefin Sundin darüber, was sie aus öffentlichkeitswirksamen Fällen von Fehlverhalten gelernt haben. Prof. Dr. Joachim Kirsch, Ombudsmann an der Universität Heidelberg für Forschungsintegrität in den Lebenswissenschaften, wird die institutionelle Perspektive einbringen. In den weiteren Workshops geht es um die Berufsfelder Wissenschaftsjournalist und Wissenschaftskommunikator sowie um grundsätzliche Aspekte der Wissenschaftskommunikation wie den Umgang mit Medien oder die Vermittlung von Forschungsergebnissen an ein Laienpublikum.

Martin Enserink hat nach seinem Studium der Biologie an der Universität Groningen (Niederlande) eine journalistische Laufbahn eingeschlagen. Seit 1999 arbeitet er für die Fachzeitschrift „Science“, zunächst in der Zentrale in Washington D.C. (USA), anschließend als Korrespondent und Nachrichtenredakteur in Paris (Frankreich). Heute lebt der stellvertretende Leiter der „Science“-Nachrichtenredaktion in Amsterdam (Niederlande). Zu den Schwerpunktthemen von Martin Enserink gehören globale Gesundheit, Infektionskrankheiten, Forschungsethik, wissenschaftliches Fehlverhalten und Forschungsfinanzierung. Im Rahmen eines Trainingsprogramms des Weltverbands der Wissenschaftsjournalisten betreute er zweieinhalb Jahre lang afrikanische Journalisten und realisierte zusammen mit einer Kollegin einen Online-Trainingskurs mit dem Titel „Covering Ebola“.

Die Nature Marsilius Gastprofessur für Wissenschaftskommunikation ist eine gemeinsame Initiative von Holtzbrinck Berlin, der Klaus Tschira Stiftung und der Universität Heidelberg. Namhafte Expertinnen und Experten werden im Rahmen der Professur an die Universität eingeladen, um in eigenen Veranstaltungen am Marsilius-Kolleg zu vermitteln, was eine qualitativ hochwertige Berichterstattung über wissenschaftliche Arbeit und wissenschaftliche Erkenntnis ausmacht. Zugleich sollen die Gastprofessorinnen und Gastprofessoren eine breit angelegte Diskussion über neue Formen des Austauschs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit anstoßen. Zu den bisherigen Inhabern der Gastprofessur gehörten zuletzt Ionica Smeets, Mai Thi Nguyen-Kim und Michele Catanzaro.