Die Klaus Tschira Stiftung ist stolz auf ihre Alumni. Das sind Ehemalige der Leadership Academy, des MIP.labors, des Heidelberg Laureate Forums, der Deutschen Journalistenschule, des Klaus Tschira Boost Fund sowie Ausgezeichnete beim KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation und anderweitig Geförderte. Sie fallen durch hervorragende Leistung in Forschung, Wissenschaftskommunikation oder Bildung auf und haben überdies einen Hintergrund in Mathematik, Informatik oder Naturwissenschaften. Darüber hinaus teilen sie die Leidenschaft, einen Beitrag leisten zu wollen für die Zukunft unserer Wissenswelt. „Mit der Plattform „AlumNode“ haben wir ein Netzwerk aufgebaut, in dem sich Absolventinnen und Absolventen unserer Förderprogramme vernetzen sowie Projektideen entwickeln und umsetzen können“, so Mara Hölz, Referentin des Alumninetzwerks der Klaus Tschira Stiftung. Die Sommerserie „Sechs Fragen an…“ stellt sechs von ihnen vor.
Wie würdest du deine Arbeit deinen Großeltern erklären?
Ich sehe mich als eine Art Übersetzerin zwischen der Wissenschaft und der Gesellschaft. Das heißt, ich versuche, Forschung so herunterzubrechen, dass jeder sie versteht. Am liebsten nutze ich dafür Videos.
Wenn ich ein Video zu einem Forschungs- oder Wissensthema mache, dann sieht dieser Prozess ungefähr so aus: Sobald das Thema steht, setze ich mich zunächst intensiv damit auseinander: Ich lese mich dazu ein und spreche mit geeigneten Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft. Daraus entwickle ich dann ein Konzept, das meine Vorstellungen über das Video schriftlich widerspiegelt. Das heißt: Was passiert im Text? Was passiert im Bild? Was ist die Geschichte, die ich erzählen will? Danach folgt der eigentliche Videodreh mit einem Kamerateam. Da läuft dann meistens alles etwas anders als geplant und man muss improvisieren. Deshalb ist es besonders wichtig, im Anschluss an den Dreh das gedrehte Material zu sichten und darauf aufbauend dann ein neues beziehungsweise angepasstes Videokonzept zu basteln. Damit geht es dann in den Schnitt. Und nach ein paar weiteren Zwischenschritten steht am Ende dann das fertige Video. Ach ja, und über den ganzen Prozess hinweg gibt’s natürlich immer wieder Feedbackschleifen mit der Redaktion.
Was verbindet dich mit der Klaus Tschira Stiftung?
Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Klaus Tschira Stiftung mir ein Fellowship am MIP.labor (Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik) ermöglicht hat. Dort konnte ich mein eigenes wissenschaftsjournalistisches Format entwickeln – no strings attached, frei nach meinen Vorstellungen. Wer hätte gedacht, dass ich mal gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beim Kochen vor der Kamera stehen würde, um ihre Forschung in der Küche nachzubauen? Wirklich eine einmalige Chance und Erfahrung für mich, durch die ich außerdem wunderbare Menschen kennenlernen durfte und viel gelernt habe, sowohl in der Praxis als auch über mich selbst.
Außerdem verbinde ich mit der Klaus Tschira Stiftung eine ereignisreiche Woche beim Heidelberg Laureate Forum im letzten Jahr, an dem ich im Rahmen des MIP.labors teilnehmen durfte!
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich nach dem Schulabschluss geben?
Habe keine Angst vor Veränderungen. Du wirst schon den richtigen Weg finden. Und kleiner Tipp: Mach während deines Studiums doch mal einen HiWi-Job – sonst wirst du dich später fragen, warum du das eigentlich nie gemacht hast. 😉
Was trägt dich durch schwierige Phasen?
Am meisten hilft es mir, mit meinen liebsten Menschen zu sprechen. Aber in manchen Momenten ist es auch einfach gut, meinen Kopf freizumachen und mich abzulenken. Zum Beispiel beim Spazieren oder Wandern. Bei kreativen Aktivitäten, beispielsweise beim Malen oder beim Modellieren mit FIMO. Oder auf der Couch bei einer guten Serie – je nach Lust und Laune.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2024 das Wissenschaftsjahr Freiheit ausgerufen. Was bedeutet Freiheit für dich in deinem Wirken?
Als Wissenschaftsjournalistin ist Freiheit für mich vor allem mit journalistischer Freiheit, also Pressefreiheit, verknüpft. Damit jeder und jede sich eine eigene Meinung bilden kann und sich Missstände aufdecken lassen, ist es wichtig, dass Journalistinnen und Journalisten unabhängig und ohne Zensur berichten können. In Deutschland ist das eines der Grundgesetze und ein entscheidender Eckpfeiler für unsere Demokratie, den wir nicht vergessen sollten. Leider sieht es mit der Pressefreiheit in anderen Ländern viel schlechter aus.
Und sonst so?
An alle Forschenden da draußen, die das hier gerade lesen: Tragt eure Forschung in die Welt! Sprecht mit Menschen außerhalb eurer Wissenschaftsblase! Betreibt Wissenschaftskommunikation! Ihr tragt dazu bei, wie Wissenschaft in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Ich habe schon viel zu oft auf mein Physikstudium die Reaktion „Das mochte ich schon in der Schule nicht!“ oder ähnliches gehört, und ich bin mir sicher, dass ich damit nicht allein bin. Meiner Meinung nach hat die Wissenschaft ein Imageproblem, und wer daran etwas ändern kann, seid ihr.
Kurzbiografie
Nina Beier ist Wissenschaftsjournalistin und Wissenschaftskommunikatorin. Bereits während ihres Physikstudiums machte sie diverse Praktika, unter anderem beim Bayerischen Rundfunk und am Joint Quantum Institut in den USA. Nach ihrem Masterabschluss absolvierte sie ab 2021 ein redaktionelles Volontariat und arbeitete anschließend als Jung-Redakteurin bei der Münchner Produktionsfirma Bilderfest, die auf Wissensthemen spezialisiert ist. Als Autorin produzierte sie unter anderem Videobeiträge für den YouTube-Kanal „Terra X plus“ sowie das Fernsehwissensmagazin „P.M. Wissen“. Im September 2023 begann sie ein Fellowship am MIP.labor an der FU Berlin, einer Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik (ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung). Hier entwickelte sie ihr eigenes innovatives, wissenschaftsjournalistisches Format: eine YouTube-Kochshow mit Forschenden. Zuletzt arbeitete Nina Beier zudem als Science Communication und Community Manager für das Quantum Social Lab an der TU München.
Kontakt
Nina Beier
beier@miplabor.de