Klaus Tschira Stiftung unterstützt Ausbildungsangebot am Universitätsklinikum Heidelberg mit einem Strahlentherapie-Simulator / Einweihungsfeier des virtuellen Bestrahlungsraumes in der Kopfklinik fand am 14. Mai statt
Heidelberg. Bei der Bestrahlung von Tumoren kommt es auf kleinste Details an: etwa den Abstand zur Haut, den Winkel des Therapiestrahls, die Lage des Tumors oder umliegender Risikoorgane. Um angehende Medizinisch-technische Radiologieassistentinnen und -assistenten (MTRA) am Universitätsklinikum Heidelberg besser auf diese Aufgabe vorzubereiten, hat die Klaus Tschira Stiftung (KTS) die Anschaffung eines sogenannten Strahlentherapie-Simulators im Wert von rund 235.000 Euro ermöglicht. Das „Vert Cinema System“ steht in der Kopfklinik für den Unterricht der MTRA-Schule zur Verfügung und ist am 14. Mai im Beisein von Schülerinnen und Schüler, Lehrkräften sowie einer Vertreterin der Stiftung offiziell eingeweiht worden.
„Die moderne Strahlentherapie ist technisch höchst anspruchsvoll und wird immer komplexer. In der klinischen Routine ist es daher kaum noch möglich, MTRA-Schülerinnen und -Schülern sämtliche Einstellungen – vor allem in einer dem Patienten zumutbaren Zeit – zu erklären“, erläuterte Edgar Reisch, Pflegedirektor des Universitätsklinikums und Geschäftsführer der Akademie für Gesundheitsberufe AfG Heidelberg. „Am Simulator können sie sich nun unter realistischen Bedingungen und ohne Zeitdruck mit Bestrahlungstechnik und -konzepten vertraut machen. Diese Möglichkeit besteht deutschlandweit bisher nur an sehr wenigen Standorten. Wir danken der Klaus Tschira Stiftung herzlich für diese bedeutende Unterstützung.“
Am Simulator ist aus Fehlern lernen möglich und erwünscht
Der Strahlentherapie-Simulator besteht aus zwei leistungsstarken Rechnern nebst Software für die 3D-Simulation, originalgetreuen Bedienungspanel und Monitoren, sowie einem hochauflösenden Beamer, der den Linearbeschleuniger mit Auflagetisch und Patient auf einer Leinwand zeigt. Die Auszubildenden, die während des Trainings 3D-Brillen tragen, können sämtliche Berechnungen und Einstellungen vornehmen, die auch beim echten Gerät nötig und möglich sind, die virtuelle Bestrahlungseinheit auf der Leinwand reagiert entsprechend. So können beispielsweise die Drehung des Tisches, Position und Bewegung der Gantry mit Beschleunigerkopf, der Abstand des Fokus zur Haut sowie der Winkel des Therapiestrahls jeweils passend eingestellt werden.
„Durch den gezielten Einsatz von Software und Technik erhalten die Auszubildenden die Möglichkeit, ihre Fertigkeiten zu verbessern. Das hilft ihnen später im Arbeitsalltag, kommt aber vor allem den Patienten zugute, die sich in einer sehr kräftezehrenden und anstrengenden Lebensphase befinden“, sagt Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung.
Der Simulator erlaubt den Schülerinnen und Schülern einen 3D-Blick in den Patienten: Anders als in der Realität macht der Simulator Bestrahlungsfeld, Therapiestrahl und Eindringtiefe sowie die Lage des Tumors, der Risikoorgane und des Bestrahlungsfeldes sichtbar. Passend dazu können computertomographische Schnittbilder einbezogen werden. „Das verbessert nicht nur das anatomische Verständnis der Auszubildenden. Auch die unmittelbaren Auswirkungen von Fehlern, beispielsweise. einer minimalen Abweichung bei der Lagerung des Patienten oder beim Bestrahlungswinkel werden so sehr eindrücklich verdeutlicht“, sagt Gisela König, Leiterin der MTRA-Schule, die die Anschaffung des Simulators initiierte. Das System verfügt über virtuelle Musterpatienten, allerdings können auch die anonymisierten Daten realer Patienten hochgeladen und so die Bestrahlungstechniken geübt werden. „Unser Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler, wenn sie nach eineinhalb Jahren Ausbildung ihre ersten Praktika in den Abteilungen absolvieren, das Handling des Linearbeschleunigers bereits beherrschen“, so König. „Das Gerät unterstützt hervorragend unsere Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Welt der Radio-Onkologie.“
Die MTRA-Schule der Akademie für Gesundheitsberufe AfG Heidelberg
Die MTRA-Schule der Akademie für Gesundheitsberufe AfG Heidelberg am Universitätsklinikum Heidelberg, angesiedelt an der Kopfklinik, verfügt über 60 Ausbildungsplätze. Während der dreijährigen Ausbildung erlernen angehende MTRAs im Fach Strahlentherapie die Behandlung der häufigsten Krebserkrankungen. Dazu zählt u.a. auch das Bedienen der Bestrahlungsgeräte sowie spezielle Bestrahlungstechniken, die Beurteilung von Bildern aus Computer- und Magnetresonanztomographie, die physikalisch-technische Bestrahlungsplanung, die exakte Lagerung und Fixierung der Patienten unter Beachtung der erforderlichen Hygienemaßnahmen sowie die Dokumentation. Mit dem Strahlentherapie-Simulator können nun Theorie und Praxis viel besser als bisher verknüpft werden und den Schülern steht ohne Strahlenbelastung mehr Übungszeit am Gerät zur Verfügung.
Klaus Tschira Stiftung (KTS)
Der Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940 – 2015) rief 1995 mit privaten Mitteln die Klaus Tschira Stiftung (KTS) ins Leben. Heute gehört die KTS zu den großen Stiftungen Europas. Sie fördert Naturwissenschaften, Mathematik sowie Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Die Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung spiegelt sich in den drei Bereichen Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation wider. Besonderen Wert legt sie dabei auf neue Formen der Vermittlung und Einordnung wissenschaftlicher Themen. Die KTS ist bundesweit tätig in Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und eigenen Instituten. Für die Verwirklichung all dieser Ziele engagieren sich seit mehr als 20 Jahren Menschen innerhalb und außerhalb der Klaus Tschira Stiftung. www.klaus-tschira-stiftung.de
Internet:
https://www.klaus-tschira-stiftung.de/
https://www.afg-heidelberg.de/ausbildung/mtra/
https://www.youtube.com/watch?v=JWGgcsmNyws&t
Ansprechpartner
Gisela König
Leiterin der MTRA-Schule
Akademie für Gesundheitsberufe
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