Die Klaus Tschira Stiftung zeichnet sechs Forschende aus, die einen allgemein verständlichen Artikel über ihre Doktorarbeit geschrieben haben
Heidelberg, 10. Oktober 2019. Ein Labor, das auf einen zentimetergroßen Chip verlegt wird, chemische Verbindungen, die die Echtheit von „Manuka-Honig“ belegen oder virtuelle Simulationen, die Therapieansätze für Menschen mit Magersucht verbessern könnten – mit diesen und weiteren Themen haben sich die Gewinnerinnen und Gewinner des KlarText-Preises für Wissenschaftskommunikation der Klaus Tschira Stiftung beschäftigt. Sechs Nachwuchswissenschaftler haben sich in ihren Doktorarbeiten ganz unterschiedlichen Fragestellungen gewidmet und auf Deutsch einen Artikel darüber geschrieben – einen Text, der auch Nicht-Wissenschaftler aufmerksam machen soll, auf das, was aktuell in der Forschung passiert. Am heutigen Donnerstag, 10. Oktober, 16 Uhr, werden sie in der Alten Aula der Universität Heidelberg mit dem KlarText-Preis ausgezeichnet.
Die Klaus Tschira Stiftung vergibt die Auszeichnung bereits zum 17. Mal. 2019 haben 162 Wissenschaftler einen Text in den Kategorien Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften oder Physik eingereicht. Eine Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten hat in drei Schritten die besten Beiträge ausgewählt. Dabei haben sich die Juroren auf keinen Siegerbeitrag in der Mathematik verständigen können, da ihnen kein Beitrag als preiswürdig erschien.
Die Preisträger 2019 wurden am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, an der TU Dresden, der TU Bergakademie Freiberg, der Johannes-Kepler-Universität Linz, der Graduate School of Neural and Behavioral Sciences und der International Max Planck Research School Tübingen sowie der Universität Basel promoviert. Ihre Lebensläufe und der Inhalt ihrer Arbeiten sind untenstehend zusammengefasst.
„Der KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation ist ein besonderes Projekt der Klaus Tschira Stiftung, es war das erste eigene Projekt, das die Stiftung verwirklicht hat. Mit dem Preis wollte Klaus Tschira den Dialog zwischen Forschenden und der Öffentlichkeit vorantreiben. Das ist bis heute ein elementares Ziel der Stiftung in ihrem Wirken“, sagt Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung.
Die Sieger können sich wie in den vergangenen Jahren über ein Preisgeld von je 5000 Euro freuen. Alle Bewerber, nicht nur die Gewinner, lädt die Klaus Tschira Stiftung zu einem zweitägigen Workshop Wissenschaftskommunikation nach Heidelberg ein. Die Siegerbeiträge erscheinen am Tag der Preisverleihung in einem Wissensmagazin, das der ZEIT beiliegt. Erfahrene Wissenschaftsjournalisten haben die Beiträge der KlarText-Sieger hierfür in enger Abstimmung mit ihnen noch einmal bearbeitet.
Die Bewerbungsrunde für KlarText 2020 beginnt Anfang Dezember 2019. Einsendeschluss für die Textbeiträge ist der 28. Februar 2020.
An die Redaktionen:
Bitte verstehen Sie voranstehende Meldung zugleich als Einladung zur Veranstaltung und als Einladung, über sie zu berichten.Weitere Infos unter www.klartext-preis.de
Fotos der Preisträger stehen am 10.10., ab 19.30 Uhr, unter https://www.klartext-preis.de/meldungen/ zum Download, die Siegerbeiträge finden Sie ab 16 Uhr unter www.klartext-preis.de
Presseanfragen und Anmeldung bei:
Agnes Polewka
Klaus Tschira Stiftung
Presse und Kommunikation
+49-6221-533 114
agnes.polewka@klaus-tschira-stiftung.de
Die Gewinner des KlarText-Preises 2019 – Porträts und Kurzzusammenfassungen:
Biologie: Katrina Meyer, Siegerbeitrag „Verirrte Proteine“
Katrina Meyer wurde 1987 in Berlin geboren. An der Humboldt Universität studierte sie Biophysik. Ihre Doktorarbeit mit dem Thema „A peptide-based interaction screen on disease-related mutations“ erstellte sie am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. Mittlerweile forscht sie am Institut für Molekulare Biologie der Universität Zürich.
In ihrem Beitrag „Verirrte Proteine” beschreibt Katrina Meyer, wie sie mithilfe einer sogenannten Hochdurchsatzmethode eine Gruppe von Krankheitsmutationen in eher vernachlässigten Regionen von Proteinen untersucht hat. Dabei fand sie heraus, dass die Proteine durch Mutationen an eine falsche Stelle in der Zelle transportiert werden und dadurch nicht mehr ihren physiologischen Aufgaben nachgehen können.
Chemie: Jana Raupbach, Siegerbeitrag „Süße Fälschung“
Jana Raupbach ist Jahrgang 1987. Die gebürtige Berlinerin studierte Chemie an der Technischen Universität Dresden und promovierte dort mit der Arbeit „Carbonyl Compounds in Manuka Honey: Antibacterial Activity, Reactions and Metabolic Transit“. Im Anschluss ging sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.
In Ihrem Beitrag „Süße Fälschung“ beschreibt Jana Raupbach, wie sich bestimmte chemische Verbindungen identifizieren lassen, die nur in Manuka-Honig entstehen können und so die Echtheit des Produktes belegen. Denn: Manuka-Honig ist ein Lebensmittel mit hohem Betrugspotential, da ihm positive gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben werden und er deshalb sehr teuer ist. Wer ein Glas Manuka-Honig kauft, möchte sicher sein, dass es sich um authentischen neuseeländischen Honig handelt.
Geowissenschaften: Ludwig Luthardt, Siegerbeitrag „Als Chemnitz am Äquator lag“
Ludwig Luthardt ist Jahrgang 1987 und stammt aus Eberswalde-Finow. Sein Studium der Geologie absolvierte er an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Hier promovierte er auch mit der Arbeit „Characterisation and reconstruction of a unique in situ preserved forest ecosystem of early Permian age“. Derzeit erforscht er an der Universität in Montpellier permische Pflanzen, um mit ihrer Hilfe die Ökosysteme der damaligen Wälder zu verstehen.
Ludwig Luthardt beschreibt in seinem Beitrag „Als Chemnitz am Äquator lag“, wie er und seine Kollegen unter der Stadt in Sachsen auf einen fossilen Wald aus der Zeit des Perms, gestoßen sind. Dieser ermöglichte den Forschenden Einblicke in das tropische Leben der Region vor 291 Millionen Jahren. Und: Sie fanden sogar Hinweise auf die Aktivität der Sonne in jener Zeit.
Informatik: Andreas Grimmer, Siegerbeitrag „Das Labor auf dem Chip“
Andreas Grimmer ist Jahrgang 1990 und kam im österreichischen Ried im Innkreis zur Welt. Nach seinem Studium der Informatik an der Johannes Kepler Universität Linz promovierte er dort mit seiner Arbeit „Automatic Methods for the Design of Droplet Microfluidic Networks: A Toolbox for Designers“. Danach wechselte er zur Firma Dynatrace, wo er an Lösungen für das Autonomous Cloud Management arbeitet.
In seinem Betrag „Das Labor auf dem Chip“ verlegt Andreas Grimmer klassische Aufgaben eines Labors in ein zentimetergroßes Chip-Labor, wo künftig typische Aufgaben wie das Mischen, Erhitzen und Inkubieren von Substanzen stattfinden könnten – vollautomatisiert und ortsunabhängig. Grundlage für die komplexe Entwicklung solcher Chip-Labore ist das Ohmsche Gesetz von 1826.
Neurowissenschaften: Simone Behrens, Siegerbeitrag „Ich weiß ja, dass ich dünn bin“
Simone Behrens wurde 1990 in Mainz geboren. Sie studierte Psychologie in Heidelberg und München und ging dann nach Tübingen, wo sie an der Graduate School of Neural & Behavioural Sciences ihren Doktortitel erwarb. Der Titel ihrer Arbeit: „Body Size Estimation in Eating and Weight Disorders“. Derzeit arbeitet sie in der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Tübingen. Sie ist Gastwissenschaftlerin am Tübinger Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.
In ihrem Beitrag „Ich weiß ja, dass ich dünn bin“ beschreibt Simone Behrens, wie sie in ihrem Promotionsprojekt die Körperwahrnehmung von Patientinnen mit Magersucht untersucht hat. Sie hat dabei unter anderem virtuelle Versionen der Patientinnen mit simulierten Gewichtsveränderungen verwendet. Behrens konnte zeigen, dass die Patientinnen sich ihres Untergewichts durchaus bewusst sind, ihr Idealkörper ist jedoch viel dünner als der von gesunden Frauen. Diese Erkenntnis könnte dabei helfen, die Behandlung der Magersucht zu verbessern.
Physik : Oliver Müller, Siegerbeitrag „Galaktisches Karussell“
Oliver Müller kam 1989 in Basel zur Welt. An der dortigen Universität studierte er zunächst Physik und schrieb schließlich seine Doktorarbeit mit dem Titel „Small-scale cosmology with dwarf galaxies“. Derzeit forscht er mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds an der Université de Strasbourg.
In seinem Beitrag „Galaktisches Modell“ beschreibt Oliver Müller, dass Galaxien wie die Milchstraße von kleinen, nur schwer zu beobachtenden Zwerggalaxien umgeben sind. Neue Beobachtungen zeigen, dass diese Zwerggalaxien sich offenbar völlig anders als erwartet verhalten – und sogar das kosmologische Standardmodell ins Wanken bringen könnten.